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Seite:De Die Liebesbriefe der Marquise (Braun).djvu/187

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andere Frauen!“ riefen Sie aus. Delphine hätte gewußt, daß ein Herz nur hat, wer es wegwirft, dachte ich!

Und nun hat die milde Hand einer alten Frau die Maske von Ihrem Antlitz genommen. Fast klang es brutal, als sie Ihnen, kaum daß Sie neben ihr saßen, die Frage stellte: „Womit beschäftigen Sie sich?“ Und rasch griff ich ein, um Ihnen aus der Verlegenheit zu helfen, und erzählte von den armen Pariser Kindern, denen Sie helfen konnten. Madame Geoffrin streichelte Ihnen freundlich die Hand. „Das ist hübsch, sehr hübsch, Frau Marquise,“ sagte sie lobend, um Ihnen gleich darauf mit der neuen Frage: „Haben Sie selbst kein Kind?“ das Blut abermals siedendheiß in die Wangen zu treiben.

Sie waren tief erschüttert von dem, was Ihnen begegnete, und es ist doch nichts gewesen als eine alte Frau im Kreise ernster Männer. Sie fühlten plötzlich: Ihre Welt hat alles, was schimmert und funkelt – Reichtum, Schönheit, Esprit – aber nur Kurzsichtigen täuscht dieser Glanz Feuer vor, kein Frierender kann sich daran wärmen; die Flamme der Begeisterung, die leuchtet und glüht, brennt auf unseren Altären. Fräulein von Lespinasse ist eine Sterbende, Madame Geoffrin eine alte, einfache Frau, Madame Dudeffant eine blinde Greisin, Frau von Epinay eine Schwerkranke –, und doch strömen bei ihnen all die Männer zusammen, die

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Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/187&oldid=- (Version vom 31.7.2018)