für den Kampf gegen die Not die einzig siegreichen Waffen – die pekuniären Mittel – zur Verfügung stellen.
Ihre Schönheit, Frau Marquise, preist ganz Versailles; von Ihrer Güte spricht halb Paris; Ihrem Geist aber winkt erst ein fruchtbares Feld des Wirkens. Ihr Salon sollte der Mittelpunkt der besten Köpfe Frankreichs sein! Meine Vaterlandsliebe läßt mich freilich aussprechen, was mein Gefühl für Sie unterdrücken sollte. Oder dürfte ich hoffen, in Ihrem Salon auch unter vielen immer noch Einer zu sein?
Ist meine Göttin so wankelmütig wie die Sonne, die sich mehr und mehr hinter grauen Winterschleiern versteckt?
Als ich gestern die sonst so freudig empfangenen Konfitüren brachte, sagten Sie wegwerfend: „Die immer gleichen Süßigkeiten! sie widern mich an!“
Zum Abschied nach einem gequälten Zusammensein hielten Sie mir die Wange hin, als wären wir ein Ehepaar. Und als ich heute des kommenden Festes bei der Prinzessin Lamballe Erwähnung tat, riefen Sie aus, die Lippen unmutig schürzend: „Bietet Paris denn nichts anderes, als Komödien und Feste, Feste und Komödien?!“ Die neuesten Anekdoten, die ich erzählte, die pikantesten
Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/171&oldid=- (Version vom 31.7.2018)