kleine Herzogin verlassen.“ – „Nicht möglich! Und
warum?“ – „Wegen der niedlichen Tänzerin Cléone“.
– „Gewinnt er denn bei diesem Tausch?“ –
„Vom Standpunkt der guten Sitten – gewiß“ –
Von nun an erwarte ich Sie täglich!
Meine liebe Frau Marquise. Zugleich mit meinem längeren, ich möchte beinahe sagen: geschäftlichen Schreiben an den Herrn Marquis, mache ich mir das besondere Vergnügen, diese freundschaftlichen Zeilen an Sie zu richten. Der Eindruck meines letzten Besuchs bei Ihnen ist ein so nachhaltiger gewesen, daß ich, offen gestanden, das meiste Gewicht auf Ihre Bundesgenossenschaft lege. Wer hätte hinter der Marmorstirn dieser reizenden Frau so kluge und so – kühle Gedanken vermutet; wer hätte je geglaubt, daß Ihre große Jugend der Erkenntnis so ernster politischer Fragen fähig wäre!
Und nun ist, dank eines glücklichen Zwischenfalls, der große Moment gekommen, wo es gilt, die bisher – unter uns gesagt – noch spielerische Stellungnahme der Königin zu stärken und damit der Herrschaft dieses unseligen Ministeriums ein rasches Ende zu bereiten.
Wir hatten vor drei Tagen so etwas wie eine Revolution, die die selbst in unseren Reihen so sehr gefürchteten Theorien der Philosophen und
Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/136&oldid=- (Version vom 31.7.2018)