cause célèbre an uns Provinzverächtern rächt.
Ganz Paris spricht von der Ohrfeige, die der
Straßburger Marschall empfing und von der Kugel,
die der deutsche Baron sich darnach in die Schläfe
jagte. Empfindsame Seelen lassen ein paar Tränentropfen
über die Wangen fließen und flüstern
einander in schauernder Bewunderung Ihren Namen
zu. Unsere schöne Polignac hat, – ob aus
Mitleid mit dem Opfertod des jungen Mannes,
oder aus Neid über Ihren Ruhm?! –, einen Weinkrampf
bekommen und quält seitdem den Prinzen
Montbéliard mit unermüdlichen Fragen nach
der Marquise Delphine, in der sie bereits die
kommende Rivalin fürchtet. Ich selbst habe mich
nicht ohne Erfolg bemüht, die Geschichte zu
unserem Vorteil – „unserem“, schöne Frau –
auszunutzen; die Gelegenheit dazu ist so günstig,
wie der kleine Roman selbst.
Sie wissen: die Natur beginnt der Kunst den Rang abzulaufen; ihr Kredit ist im Wachsen, seitdem sie Rousseau nicht mehr kompromittiert, die Ärzte führen die famose Damenkrankheit der Langenweile, die sie in ihrer Weisheit als ein bedenkliches Nervenleiden erkannt haben wollen, auf die – Kunst zurück: auf das Korsett, das Sylphidentaillen vortäuscht, wo in Wahrheit die vierschrötige Figur einer Bauernmagd vorhanden ist, auf den Puder, der gelbes Leder in weiße Lilienblätter umwandelt, auf die Schminke, die
Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/132&oldid=- (Version vom 31.7.2018)