von Preußen erworben hat. Wir würden diesen
deutschen Baron nicht angestellt haben, wenn wir
uns nicht große Vorteile davon versprächen. Sie
haben es in der Hand, reizende Samariterin, Ihrem
Schützling eine glänzende Situation zu bereiten:
bestimmen Sie ihn zu rückhaltloser Preisgabe seiner
Geheimnisse. Sie leisten damit zu gleicher Zeit
Ihrem Vaterlande einen wichtigen Dienst.
Meine Stute erwartet ungeduldig ihre Gebieterin. Ich verzeihe es ihr, daß Sie mich nicht mehr im Sattel dulden will. Wer vermöchte die rauhe Faust noch zu ertragen, der von der zarten Führung Ihres Händchens verwöhnt worden ist?
Schönste Marquise, der König hat befohlen, daß ich den Prinzen Rohan nach Versailles begleiten soll, und die letzten eiligen Geschäfte, die ich vorher noch abzuwickeln habe, zwingen mir das Opfer auf, Sie nicht mehr sehen zu können. Es würde mein Herz noch heftiger bluten machen, wenn ich nicht in letzter Zeit unter dem merkwürdigen Zufall, Sie bei meinen Besuchen stets in Gesellschaft des Herrn von Pirch zu treffen, so sehr gelitten hätte. Oder sollten diese Begegnungen einem Plan Ihres entzückenden Köpfchens entsprechen, das in seiner Klugheit sicher ebenso unergründlich ist, wie Ihr Herz in seinen Gefühlen?
Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/125&oldid=- (Version vom 31.7.2018)