mich bewegen können, in Versailles zu erscheinen,“
sagte er; „die Berufung Turgots ist ein
Schlag ins Gesicht für den Edelmann; der König
muß wenigstens durch unser Fernbleiben empfinden,
was die Loyalität uns auszusprechen verbietet.“
Meinen Einwand, daß die Königin dem
gesamten Ministerium feindlich gegenübersteht
und nichts sehnlicher wünscht, als durch die
Heranziehung Gleichgesinnter ihre Position zu
stärken, beantwortete er mit einem: „So mag
Ihre Majestät uns rufen“
Auf Grund dieser Bemerkung dürfen wir hoffen, Frau Marquise. Wie dieses „wir“ mich entzückt! Sie mögen sich sträuben, wie Sie wollen, schöne Delphine: ein Gefühl und ein Geheimnis haben Sie gemeinsam mit mir –, das sind die ersten Glieder einer Kette, die ich fester zu knüpfen mich rastlos bemühen werde.
Wann empfangen Sie mich? Ihrer gnädigen Antwort sehe ich entgegen.
In der sternhellen Frühlingsnacht, angebetete Frau, bin ich stundenlang über die Wälle gegangen, habe vom feuchtwarmen Wind meine Haare durchwühlen lassen, und, von Zeit zu Zeit erschöpft mich auf die Erde werfend, meine glühenden Wangen an ihrer Brust gekühlt.
Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/122&oldid=- (Version vom 31.7.2018)