verdanke. Und sie wurde weich, wurde schwärmerisch, sie erinnerte sich, Manon Lescaut und die Neue Héloise gelesen zu haben. Jetzt warf ich Ihren Namen ins Gespräch. „Die arme Frau,“ seufzte sie tränenschimmernden Blicks, „sie liebt, liebt unglücklich –“
Nach diesem Geständnis, schöne Marquise, bedurfte es nun keiner Bitten mehr
Zwar weiß ich, meine stolze Feindin hat die kleine Balletteuse nicht zu ihrer Vertrauten gemacht, aber für eine Liebeskünstlerin wie diese war Ihre vornehme Reserve nichts als ein durchsichtiger Schleier.
Also darum bin ich in Ungnade gefallen? Und doch ritzte ich nur die glatte Haut des Prinzen und verlieh ihm einen Reiz mehr –, den des Helden!
Wären Sie übrigens huldvoller gewesen, Sie hätten sich nicht zu einer Guimard herabzulassen brauchen, um von dem Gegenstand Ihres Interesses Näheres zu hören. Ich bin sehr gut orientiert, denn seit seiner Rückkehr nach Paris tut der Prinz Dienst bei der Königin.
Er ist der Liebling der Damen; sie vermuten hinter seiner Melancholie einen erschütternden Roman, und da die große Leidenschaft Mode zu werden beginnt, fehlt es ihm nicht an Anbeterinnen, die jederzeit bereit sein würden, ihn zu trösten. Die Gräfin Diane de Polignac hat sich seiner, – sagen wir höflich als Kavalier: mütterlich –, angenommen. Er seufzt ihr zu Füßen, wenn auch vielleicht
Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/120&oldid=- (Version vom 31.7.2018)