entgegenlacht, verzeihen Sie mir! Und um meiner Liebe willen schenken Sie mir ein einziges gutes Wort. Nur Ihr Mitleid und Ihr Zorn sind mir unerträglich.
Sollte aber Krankheit die Ursache Ihres Schweigens sein, – ich wage es nicht zu denken, daß Sie leiden –, so beauftragen Sie Gaillard mit Ihrer Antwort. Ich klammere mich zu sehr an jeden Strohhalm der Hoffnung, ich fürchte mich zu sehr, daß Sie selbst ihn mir entreißen könnten, als daß ich es wagte, ein Begegnen mit Ihnen zu erzwingen.
Meine Liebe, die Nachricht vom Tode des Königs wird meinem Briefe vorangegangen sein. Als ich am Donnerstag früh in Versailles eintraf, war die Aufregung bereits eine allgemeine. Sowohl die Partei Dubarry mit dem Herzog von Aiguillon an der Spitze, hatte sich versammelt, als die Partei Choiseul, die mit der zur höchsten Empörung des Königs aus dem Exil zurückberufenen Herzogin von Gramont bei der Dauphine zusammentraf. Ein Uneingeweihter hätte aus der unverhohlenen Angst in den Zügen der Einen, dem nicht mehr zu unterdrückenden Triumphgefühl in denen der Anderen, auf den Stand der Dinge schließen können.
Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/080&oldid=- (Version vom 31.7.2018)