Argenson lanciert hat, und der im Augenblick halb Paris zu Füßen liegt, – und der Guimard, die infolge der gefährlichen Rivalin alle ihre Künste spielen läßt, all ihren Liebreiz entfaltet, traf ich wiederholt unseren gemeinsamen Freund, Friedrich-Eugen. Erfüllt wie ich von Ihnen, schönste Marquise, bin, wurde ich nicht müde, von Ihnen zu sprechen; die wortkarge Ruhe, um nicht zu sagen Gleichgültigkeit, mit der er mir zuhörte, hätte mich fast auf eine ernstere Differenz zwischen Ihnen und dem Prinzen schließen lassen, wenn er nicht mit einer mir in diesem Maße freilich auch unverständlichen Gereiztheit eine harmlose Bemerkung meinerseits, – daß die reizende Marquise das alte deutsche grämliche Froberg demnächst in einen blühenden französischen Mont de joie verwandeln würde –, als eine Beleidigung Ihrer Person betrachtet hätte. Er warf sich dabei zu Ihrem Verteidiger auf, und spielte die Rolle eines alten, einzig dazu berechtigten Freundes so täuschend, daß ich nicht wußte, was ich davon halten sollte und die kleine Guimard vielsagend lächelte.
Nur ein paar Tage lang wünschte ich Ihnen übrigens den Verkehr mit der himmlischen Tänzerin. Sie erinnert mich oft an Sie in der Art, wie sie langsam die schweren Lider von den dunklen Augen hebt und in den weichen Bewegungen ihres zarten Körpers. Nur daß er fessellos ist, der neuesten
Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/070&oldid=- (Version vom 31.7.2018)