einer so vollendeten Dame wie meiner Mutter zu einer ihr ähnlichen Persönlichkeit heranzubilden.
Damit Sie sehen, daß ich in meiner Sorge um Sie bemüht bin, Ihnen auch eine Freude zu bereiten, die Sie zugleich auf das angenehmste beschäftigen wird, teile ich Ihnen mit, daß ich beschlossen habe, an der Stelle unseres Parks, an der Sie sich einen Gartenpavillon wünschten, ein größeres Gebäude modernen Stils errichten zu lassen. Sie hatten nicht Unrecht: Das alte Schloß mit seinen dicken Mauern und kleinen Fenstern entspricht unserem Geschmack nicht mehr, und, wenn es auch Einbildung ist, daß Sie sich darin zu fürchten behaupten, so wäre ein Palais im Stil von Trianon ein weitaus günstigerer Rahmen für Sie.
Ich habe meine freien Stunden benutzt, um mir die neuesten und berühmtesten Pariser Privat-Hotels anzusehen. Am meisten gefiel mir das der Tänzerin Fräulein Guimard, die ich übrigens nicht aufgesucht haben würde, wenn ich nicht in der Angelegenheit unseres Abbé Morelli ihre Intervention bei Monseigneur de Jarente, über den sie alles vermag, hätte beanspruchen müssen. Sie, war ungemein liebenswürdig und zeigte mir ihr eben vollendetes Palais in allen Details. Es ist ein Bijou und bis auf jeden Stuhl, ja jeden Teller von erlesenem Geschmack. Die ersten Künstler haben
Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/047&oldid=- (Version vom 31.7.2018)