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Seite:De Das Todesurteil (Hau).djvu/81

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Carl Hau: Das Todesurteil. Die Geschichte meines Prozesses.

„Nun, es ließe sich doch denken, daß der Schuß gar nicht Ihrer Schwiegermutter galt, sondern einer anderen.“

„Welcher anderen?“

„Überflüssige Frage. Es kommt doch nur eine in Betracht, Ihre Schwägerin.“

„Welch eine phantastische Idee! Und angenommen, es wäre so, was würde es helfen? Die Sache bleibt dieselbe.“

„O nein, die Sache bleibt nicht dieselbe. Wenn Sie nach Baden-Baden gefahren sind, um Ihre Schwiegermutter totzuschießen, und man in Ermangelung eines anderen das Raubmordmotiv zugrunde legt, so wird eine Verurteilung wegen Mordes herauskommen. Haben Sie aber Ihre Schwägerin treffen wollen, so hat man es wahrscheinlich mit einer im Affekt begangenen Tat zu tun. Also Totschlag oder gar Körperverletzung mit tödlichem Ausgang.“

„Aber weshalb sollte ich meine Schwägerin haben totschießen wollen? Dafür wäre noch schwerer ein Motiv zu entdecken als in dem anderen Fall. Nein, es ist nichts mit der aberratio ictus. Schlagen Sie sich den Gedanken aus dem Kopf.“

„Meinetwegen. Es ist ja nicht meine Haut, die zu Markte getragen wird. Solange Sie mir keinerlei Aufschluß geben, muß ich versuchen, einer verzweifelt schlechten Sache die beste Seite abzugewinnen. Ich tappe ja, ebenso wie der Untersuchungsrichter und der Staatsanwalt, mit der Stange im Nebel herum. Bloß daß die Herren es so sehr viel leichter haben als ich. Nun, es ist noch nicht aller Tage Abend. Vor Juli wird die Hauptverhandlung wohl nicht stattfinden, bis dahin kann noch allerhand passieren.“

„Was haben Sie in der letzten Zeit von meiner Frau gehört?“

„Ich habe ihr geschrieben, sie möge einmal nach Karlsruhe kommen und mir Gelegenheit geben zu einer Aussprache. Sie ist immer noch in Oldenburg bei ihrer Freundin. Ich habe ihr auch klaren Wein eingeschenkt darüber, daß ich, falls das Hochesche Gutachten negativ ausfällt, Ihre Verurteilung zum Tode oder zu lebenslänglichem Zuchthaus

Empfohlene Zitierweise:
Carl Hau: Das Todesurteil. Die Geschichte meines Prozesses.. Ullstein, Berlin 1925, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Das_Todesurteil_(Hau).djvu/81&oldid=- (Version vom 31.7.2018)