Carl Hau: Das Todesurteil. Die Geschichte meines Prozesses. | |
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Darauf erlaubte ich mir zu bemerken, erstens, daß ich mich, den Indizien gegenüber, mit Leugnen überhaupt nicht abgegeben, und zweitens, daß ich insbesondere bezüglich des Pariser Telegramms nie meine Urheberschaft bestritten hätte.
Wild fuhr er auf mich los. „Also Sie geben zu, das Telegramm abgeschickt zu haben?“
„Freilich.“
Er sprang auf und schlug mit der Faust auf den Tisch. „Und da machen Sie uns erst die Arbeit, das Gutachten einzuholen, und der Sachverständige muß sich tagelang hinsetzen und im Schweiße seines Angesichts an dem Problem herumstudieren, und die ganze Geschichte kostet ein Heidengeld – und nun kommen Sie post festum und geben zu, das Telegramm abgeschickt zu haben! Donnerwetter noch mal, warum haben Sie das nicht gleich gesagt?“
In seiner Entrüstung kam mir der Mann komisch vor. Ich hätte über ihn lachen mögen. Aber da fiel mir ein, wie er meine Frau behandelt hatte, und gewisse Stellen in der Anklageschrift fielen mir ein, die Lust zum Lachen verging mir, ich schickte mich an, ihm über diese Punkte meine Meinung zu sagen. Er entzog mir das Wort und ließ mich abführen.
Dann setzte er in die „Badische Presse“ einen Artikel hinein, durch den er für die kommende Gerichtsverhandlung Stimmung zu machen suchte. Das gegen mich vorliegende Beweismaterial war ins beste Licht gesetzt, und zum Schluß hieß es: „Übrigens stellt der Angeklagte seine Schuld gar nicht in Abrede.“ Dr. Dietz brachte mir den Artikel und meinte, das sei denn doch ein starkes Stück. Natürlich erfolgte ein Dementi, aber es blieb doch, wie stets in solchen Fällen, etwas hängen.
Wenn es der Herr Staatsanwalt mit der Wahrheit nicht allzu genau nahm, wo es galt, die öffentliche Meinung zu meinen Ungunsten zu beeinflussen, so hat auch später sein hoher Chef, der Oberstaatsanwalt, der überhaupt während des ganzen Prozesses und
Carl Hau: Das Todesurteil. Die Geschichte meines Prozesses.. Ullstein, Berlin 1925, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Das_Todesurteil_(Hau).djvu/107&oldid=- (Version vom 31.7.2018)