Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft | |
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Während nämlich nach jener Malcalan der erste Leiter von Waulsort war, um nach kurzer Zeit von Kadroe abgelöst zu werden[1], wird in der Urkunde als Abt Forondanus genannt, der somit auch der erste Abt gewesen sein müsste. Liesse sich auch zur Noth der Umstand, dass die vita Cadroe denselben nicht kennt, durch ein sehr kurzes Regiment und die Verwechselung mit Malcalan erklären, sowie durch die Thatsache, dass der Autor immerhin ein halbes Jahrhundert später schrieb, so wäre es doch gewagt, auf eine wenigstens in der Ueberlieferung anfechtbare Privaturkunde und spätere, sonst unglaubhafte Quellen gestützt, die Abtreihe von Waulsort mit Forannan beginnen zu lassen.
Wir fangen also mit Kadroe an, der nach seiner Rückkehr von Fleury nach dem Bericht seines Biographen erst Propst, dann Abt des Klosters wurde[2]. Es ist fraglich, ob er bereits diese Würde bekleidete, als König Otto I. am 9. September 946 die neue Stiftung bestätigte, ihre Besitzungen verbriefte und bestimmte, dass sie immerdar der Pflege von Pilgern und Armen gewidmet sein und so lange einer von den Schotten am Leben, dieser die Leitung über die anderen behalten solle[3]. Jedenfalls
- ↑ Vita S. Cadr. c. 21.
- ↑ Vita Cadr. c. 21: Multi non fluxerant dies, cum videret Machalanus utriusque loci curam vires suas excedere – domnum orabat Kaddroe, ut nomen patris in loco Walciodoro non recusaret suscipere.
- ↑ Stumpf 138. Dipl. Ottonis Nr. 81. Die Intervenienten sind Friedrich von Mainz und Ogo von Lüttich. Eilbert wird nur als „nobilis vir“ bezeichnet. W., ubi jam dictus vir et uxor sua Heresuindis in religione ferventissima susceperant quosdam Dei servos peregrinationis gratia a Scotia venientes et sub regula sancti Benedicti vivere cupientes, soll immer in usus peregrinorum et pauperum stabiliatur etc. – et semper in ditione Scottorum permaneat et quamdiu aliquis illorum vixerit, nullus alius fiat abbas nisi unus ex ipsis. Der Abt ist hier nicht genannt. Wahrscheinlich ist es aber bereits Kadroe gewesen. In dessen Vita c. 21 heisst es nämlich:
werden kann, andererseits ist Besiegelung durch Laien zur Zeit noch so selten, dass eine Verderbniss von „signi“ aus „sigilli“ kaum anzunehmen ist. Liesse sich aber einmal überhaupt auf die schlechte Ueberlieferung der Urkunde hinweisen, so könnte man die ungewöhnliche Corroborationsformel vielleicht als eine Nachahmung des Brauches der Reichskanzlei erklären, nur dass der Schreiber statt des „sigilli“ entsprechend „signi“ dafür einsetzte. Positive Gründe für die inhaltliche Echtheit des Dokuments werden später beigebracht werden. Siehe S. 374 Note 2.
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 344. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_344.jpg&oldid=- (Version vom 1.12.2022)