Eduard Keyserling: Seine Liebeserfahrung. In: Bunte Herzen | |
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macht, dann weiß man, denke ich, auch immer im voraus, was kommen muß.“
Ich hielt es für richtig, bedeutungsvoll einzuschalten: „Das wissen wir doch ohnehin.“
Aber Claudia widersprach eigensinnig.
„Das finde ich nicht.“
„Wir wollen nur nicht daran glauben“, fuhr ich fort und auch meine Stimme klang gereizt. Claudia zuckte leicht mit den Schultern. Daahlen begann ganz unmotiviert, wohl um uns zu beschwichtigen, von den Niam-Niams zu erzählen. Dann ging ich. So muß es sein. Wir kämpfen und leiden beide.
Liebe treibt eines zum andern, nicht damit wir eines das andere glücklich machen, wie man sagt. Diese Glücksrechnung geht die Liebe nichts an. Vielleicht bereiten wir einander Schmerz. Weiser ist es, nicht zu lieben. Liebe ist alogisch und wir kämpfen gegen sie an, aber sie ist stärker als unsere Logik und das ist ihr Zauber.
Claudia ist still und bleich. Wir haben kein Wort miteinander gesprochen, das – uns etwas
Eduard Keyserling: Seine Liebeserfahrung. In: Bunte Herzen. Fischer, Berlin 1909, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bunte_Herzen_(Keyserling).djvu/219&oldid=- (Version vom 31.7.2018)