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Seite:De Bunte Herzen (Keyserling).djvu/189

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„Jetzt – ich las den Namen gestern im Livius und da, da spürte ich den Duft von dem großen Beet dort vor Ihrer Treppe.“ „Ach das,“ sagte Claudia, „das riecht nach Einsamkeit.“

„Nach Einsamkeit?“

„Ja, finden Sie das nicht? Wenn die Nachmittagssonne grell darauf scheint und die Blumen so warm durcheinander duften, das ist so einsam – so einsam.“

Wir blieben am Weiher stehen, eine grüne Pflanzendecke lag auf dem Wasser. Der Mond legte ein wenig weißes Licht auf die schwarze Fläche.

„Was steht da drin?“ fragte ich – denn mitten im Teich stand eine große dunkle Gestalt und schien ihre Arme in die Finsternis hinauszustrecken.

„Das dort“, sagte Claudia, „ist eine Danaide aus Stein, aber ihre Hände und das Sieb sind fortgebrochen.“

„Na, dann hat sie also Ruhe“, bemerkte ich. Claudia lächelte ein wenig. „Ja – ja – nun hat sie Ruhe.“

Langsam gingen wir am Ufer entlang, hörten den Fröschen zu, die unter der Pflanzendecke eifrig

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Keyserling: Seine Liebeserfahrung. In: Bunte Herzen. Fischer, Berlin 1909, Seite 193. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bunte_Herzen_(Keyserling).djvu/189&oldid=- (Version vom 31.7.2018)