oft, die uns am nächsten standen. Haben Sie Dank, lieber Freund, für alles, was Sie in mir geweckt und gepflegt haben, für all die Blumen, die geblüht haben, weil Sie sich daran freuten.
Es ist wieder Weihnachten geworden, lieber Freund! Weihnachten in einem Lande, wo ich das Fest noch nie erlebt habe, wo es mir darum besonders fremd vorkommt. Warum haben wir nur diesen rührenden und zugleich etwas komischen Zug, an bestimmten Jahrestagen so besonders zu hängen? Was wissen wir eigentlich von dem Tag der Geburt Christi und was ist uns dieser Tag? Und doch, so wenig Bedeutung er für viele unter uns heute noch in der Hast des Lebens hat, und so wenig wir von Frieden auf Erden wissen, an diesem Jahrestage scheint es uns, als hätte jeder Mensch ein besonderes Recht auf Freude, und wir stecken viel Lichtchen an, um doch ja die Freude sehen zu können, falls sie wirklich mal zu uns käme. Aber bei uns Einsamen, die wir in fremden Welten leben, pocht gerade an dem Abend selten
Elisabeth von Heyking: Briefe, die ihn nicht erreichten. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1903, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Briefe_die_ihn_nicht_erreichten_Heyking_Elisabeth_von.djvu/75&oldid=- (Version vom 31.7.2018)