Entsetzliche: »Die Gesandtschaften angegriffen, ein Gesandter ermordet« – und diese Mitteilung selbst – dunkel, gerüchtweise, wie Unheilsbotschaften sich im Osten stets verbreiten, so daß man noch tausendfach Unheimlicheres dahinter vermutet. Alle telegraphische Verbindung mit Peking ist abgeschnitten. Die Nachrichten sickern durch auf geheimnisvollen Umwegen. Es ist, als ob hinter einer verschlossenen Türe eine grausige Tragödie sich abspielte – plötzlich hört man Stöhnen, Blut rinnt über die Schwelle, man weiß nicht, was geschehen ist, fühlt nur, daß es Furchtbares, Unerhörtes sein muß, da, hinter der Tür – man möchte helfen, das Schloß sprengen, die Tür einstoßen, eilen und retten – und man kann und kann nicht. Es ist wie ein quälendes Alpdrücken.
Die Taku-Forts sind eingenommen.
Das muß doch die Chinesen einschüchtern! Und nun wird doch sicher die Entsatzkolonne, die Admiral Seymour führt, bald in Peking anlangen oder vielleicht schon dort sein. Ein paarmal wurde
Elisabeth von Heyking: Briefe, die ihn nicht erreichten. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1903, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Briefe_die_ihn_nicht_erreichten_Heyking_Elisabeth_von.djvu/202&oldid=- (Version vom 31.7.2018)