Stunde vor der Abfahrt. Unendlich viel verschiedene Typen, die die neue Welt auf jedem solchen Dampfer zurück nach Europa schickt! In die drei großen Kategorien der Vergnügungs-, Geschäfts- und Gesundheitsreisenden lassen sie sich einteilen. Von einer Menge Freunde werden die meisten Reisenden noch begleitet, so daß ein entsetzliches Gedränge auf dem Deck herrscht. Zwischen all dem stehen die Schiffsoffiziere, ebenso abgestumpft gegen komische wie gegen wehmütige Abschiedsszenen, und erteilen mit lauter Stimme Befehle, korrekt, vorschriftsmäßig, echt europäisch. –
Nur mit Mühe fand ich in dem Gewühl der Abreisenden und Abschiednehmenden den Provikar. Ich übergab ihm Ta, und er versprach mir nochmals, gut für ihn zu sorgen und ihn sicher bis nach China zu bringen. Dann tönte auch schon die Glocke, daß die Nichtreisenden das Schiff zu verlassen hätten. Ich reichte beiden noch einmal die Hand und sagte zu Ta »Gott behüte dich!« denn in diesem letzten Augenblick hatte ich das klare Bewußtsein, daß er mit offenen Augen in eine große Gefahr ging, weil er es für recht hielt – in seiner Art auch ein Held, trotz Zopf und Schlitzaugen – und ich gab ihm den Wunsch mit auf den Weg, der so viele Helden schon begleitet hat: »Gott behüte dich!«
Elisabeth von Heyking: Briefe, die ihn nicht erreichten. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1903, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Briefe_die_ihn_nicht_erreichten_Heyking_Elisabeth_von.djvu/128&oldid=- (Version vom 31.7.2018)