Zum Inhalt springen

Seite:De Alemannia XIX 173.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
II.
1.

Wer in den Stand der Ehe treten, darin glücklich sein, zunehmen und reich werden will, muss schon bei der Hochzeit darauf bedacht nehmen. Die rechte Zeit dazu ist der Vollmond, wenigstens muss der Mond im Zunehmen begriffen sein. Der rechte Tag ist der Donnerstag, und die beste Stunde Mittags zwischen 11 und 12 Uhr. Wer zur andern Zeit Hochzeit hält, kann nicht auf Glück rechnen. Selten kommt eine Hochzeit Sonntags oder an einem sonstigen Wochentage vor.

2.

Wenn man in der Christnacht (am Vorabend vor dem hl. Christfest) Heu auf die Straße legt, so kann das Esele (der hl. Christ wird auf einem Eselchen reitend gedacht) darüber gehen. Dieses Heu, welches man sorgfältig aufbewahren muss, ist gut gegen das Aufblähen des Rindviehs.

3.

Wenn man am hl. Christabend, wenn die Glocken läuten, die Obstbäume mit Strohseilen bindet – je weiter oben, desto besser – so gibt es des folgenden Jahres viel Obst.

4.

Den besten Essig erhält man, wenn man denselben am Freitag ansetzt und drei böse Weiber hinein wünscht.

5.

Die Gänse darf man nur am Samstag Vormittag rupfen, damit sie sich Nachmittags noch baden können, dann ziehen sie über Sonntag ihr weißes Kleid an.

6.

Die Maulwurfhaufen soll man an den drei ersten Freitagen im März verrechen, dann stoßen die Maulwürfe nicht mehr und es gibt viel Heu. (An diesen Tagen läuft alles mit den Rechen, auch wenn es Schnee und Eis haben sollte.)

7.

Von den Schweinen darf man das Fleisch am Rüssel nicht essen, sonst kann man nichts in den Händen behalten, man muss Alles fallen lassen.

8.

Am Sonntag darf man keine Milch verkaufen, sonst bekommen die Hexen und bösen Geister Macht über die Hausgenossen, von welchen Eins sterben muss.

9.

An den Quatembertagen darf man keine Wasch machen, sonst stirbt Eins aus dem Haus – der Mann – und die Wasch wird nicht weiß.

Empfohlene Zitierweise:
Anton Birlinger, Fridrich Pfaff (Hrsg.): Alemannia XIX. Hanstein, Bonn 1892, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XIX_173.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)