knallte … Ein Spritzer kam über Bord. Du hast durch das Oberlicht geschaut. Ich hatte gerade das Bild in der Hand. Wenn du mir jetzt nicht sofort dein Ehrenwort gibst, dieses Bild und diese Unterhaltung aus deinem Gedächtnis zu streichen, schieße ich dich nieder und werfe dich über Bord. Hier geht es um Dinge, die durch deine Einmischung eine ungünstige Wendung nehmen könnten, hier ist dein Leben … ein Dreck, Abelsen, den man mit dem Fuße in die Gosse scharrt … Du kennst mich, Abelsen. Also …!“
Sein Arm reckte sich noch weiter vor …
Er zielte auf meine Stirn … Sein Gesicht war bleich. Das sah ich. Und in diesem Gesicht leuchteten die jungen Augen in demselben Glanze wie damals, als er Boche Boche die Pistole aus der Hand schlug.
Daß er mich tatsächlich niederknallen würde, wußte ich. Hätte es Sinn gehabt, mein Leben hier lediglich deshalb wegzuwerfen, um nicht feige zu erscheinen, um Jörnsen zu beweisen, daß dieses Leben mir nichts wert war?!
„Ich gebe mein Wort, Käpten …“ erklärte ich fest. „Aber diese Szene hat auch den zwischen uns geschlossenen Kontrakt aufgehoben … Ich werde mit Boche Boche in Punta Garras den Kutter verlassen.“
Er schien zu überlegen … Die Waffe behielt dieselbe Richtung bei. Ich beobachtete den Zeigefinger, der am Abzug der Pistole lag. Dieser Finger krümmte sich mehr und mehr. Wie hypnotisiert starrte ich in das schwarze Mündungsloch, aus dem jede Sekunde der kleine Feuerstrahl hervorschießen konnte.
Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/69&oldid=- (Version vom 31.7.2018)