explodierten erst unter Wasser und warfen zwei mächtige grüne Berge empor.
Um mich her hagelten nun die Einzelheiten der Fontäne herab … Und mit einer gewissen Ungeduld wartete ich darauf, daß ein Balkenstück mich treffen würde, was alle weiteren Gedanken, ob ich die Rügenküste jemals noch zu Gesicht bekäme, überflüssig gemacht hätte.
Balken fielen herab, trafen mich jedoch nicht. Bald war die Luft von umherfliegenden Gegenständen wieder befreit. Ein halber Lukendeckel schwamm vorüber, in dessen geborstene Bretter zwei Tote eingeklemmt waren, Beine nach oben. Köpfe und Rümpfe sah ich nicht. Ihnen folgte ein menschliches Bein, das durch das Drahtgeflecht eines Hühnerkäfigs geflogen war. Der in einem gelben Halbschuh steckende Fuß leistete so vier toten Hühnern Gesellschaft. Dem Beinkleid nach zu urteilen, hatte das Bein einem Fahrgast des Dampfers gehört. Es war eine gestreifte Hose mit scharfen Bügelfalten. – Auch der Käfig glitt vorüber.
Dann ein menschlicher Rumpf ohne Kopf. In der Brust steckte wie eine Harpune ein spitz zulaufendes langes Brett. Die Jacke des Toten hatte an den Ärmeln drei große goldene Streifen, wahrscheinlich also der Kapitän. In treuer Anhänglichkeit folgte diesem Opfer der jähen Katastrophe ein toter Pudel, schwarz, nach Löwenart geschoren … Armes Tier …! Deine letzte Seereise …
Dann war die Prozession von Leichen vorüber. Ich wunderte mich, daß dieser Anblick mich so vollständig kalt gelassen hatte. War ich wirklich roh, abgebrüht, vertiert?! Hatte nicht der Herr
Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/28&oldid=- (Version vom 31.7.2018)