– auch keine Schlüssel. Und daß der verbrecherische Arzt seine Verwandten hier eingesperrt hat, kann kaum noch zweifelhaft sein, ebenso, daß er sie sicher gefesselt hat, damit sie nicht entfliehen können. Wäre dies nicht der Fall, hätte unser Käpten sich längst am Fenster gezeigt. – Wo läßt nun ein Mann wichtige Schlüssel, die er aus Vorsicht nicht bei sich tragen mag? Er versteckt sie. Und wenn er überzeugt ist, daß diese Grotte hier, diese Bucht mit dem Zaun von Granitpfählen kaum[1] von einem Fremden aufgefunden werden dürfte, wird er das Versteck nicht gerade allzu sorgfältig auswählen, wird die Schlüssel in der Nähe der Tür verbergen. – Es sind alltägliche Gedanken, die mir in Sekunden aufsteigen und mein Tun beeinflussen, Erinnerungen an einst, wenn meine Studentenwirtin mir den Türschlüssel unter die Matte legte. Hier gibt es keine Matte. Mein Blick gleitet über die Warnungstafel: Lepra – Aussatz! Sie ist mit sechs Nägeln am Türrahmen oben befestigt. Aber das Papplakat neigt sich nach vorn, als ob es durch einen Gegenstand schräg gedrückt wird. – Ich höre des Kameraden Schritte … „Alles verschlossen, Olaf!“ Meine Hand hat sich schon hochgereckt – hinter das Plakat, bringt sechs Schlüssel an einem Stahlring zum Vorschein.
Boche Boche jubelt, reißt sie mir aus der Hand. „Wie kann man nur so pomadig sein – – jetzt!“
Die Mahagonitür fliegt auf … Ein Irrtum: es gibt keine Innentür. Diese eine trägt an der anderen Seite sauber gestrichenen Eisenbeschlag.
Durch die runden Fenster fällt das Scheinwerferlicht in runden breiten Streifen in die elegante Kabine des Kapitäns dieser Jacht. Durch
- ↑ Vorlage: kann
Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/179&oldid=- (Version vom 31.7.2018)