Torstensen bei rasch zunehmender Dunkelheit hindurch …
Vorn gleißt wieder der Scheinwerfer. Vorn steht jetzt Kamerad Boche Boche und späht nach den oft so trügerischen Vorzeichen unterirdischer Riffe aus …
Wie Jörnsen sich hier zurechtfindet, hier, wo Kanal an Kanal sich reiht, wo Kanal mit Kanal sich kreuzt, wo die dunklen Felsmassen der Inseln einander so vollkommen gleich sehen, ist mir unklar.
Dann – genau zehn Uhr – hinein in eine ganz enge Bucht … Ein gewundener Weg …
Ein stiller Binnensee schließlich, und wir werfen an der Südseite unter Wind Anker, fünfzig Meter von der zerklüfteten Küste ab.
Wir vier sind gleichmäßig erschöpft. Jeder von uns hat bei dieser Wettfahrt mit einem unsichtbaren Rivalen, denn das war dieser Tag, alles hergeben müssen, was an Spannkraft irgend aufzubringen war. Keiner hat sich geschont, auch Frau Helga und Boche Boche nicht. Als wir nun in der Heckkajüte bei der verspäteten Abendmahlzeit sitzen, sagt Jörnsen mit zufriedenem Nicken: „Für heute war’s genug, meine Freunde … Ich danke euch … Auch morgen könnt ihr ausruhen. Das Barometer steigt. Vielleicht lacht uns morgen wieder die Sonne.“
Boche Boche trinkt den heißen Tee – mehr Rum als Tee, mit der Gier eines Menschen, der einer augenblicklichen Abspannung Herr werden will. Und Jörnsen bewilligt ihm einen zweiten Becher … Erzählt … animiert auch mich zum Trinken …
Ich trinke …
Auch morgen ausruhen!! Oh, Holger Jörnsen,
Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/148&oldid=- (Version vom 31.7.2018)