Und von oben durch den Niedergang fällt düstere Helle auf diese entstellten Gesichter, die sich im Tode schmutzig-grau verfärbt haben.
Ich hole tief Atem … Feine Schweißperlen treten mir auf die Stirn …
Ein unnennbares Grauen beschleicht mich …
Diese Totenstille im Schiff …
Stille der Toten …
Wirklich – sollte hier das Ungeheuerliche geschehen sein …?!
Gewißheit will ich haben …
Drei Schritte – noch vier die Treppe hinan …
Ein Blick über das Deck …
Ich taumele zurück …
Gerade vor mir am Fuße des Hauptmastes drei verkrümmte Leichen …
Leichen überall …
Aschgraue verzerrte Züge … verdrehte Augen …
Nur Tote …
Ein Bild, das noch einen Becher Kognak erfordert …
Ich lehne am taufeuchten Schiebedeckel des kleinen Aufbaus, und meine Augen flüchten vor diesem Gemälde des Grauens in die Ferne … Trüber Himmel über einem schmalen Kanal zwischen zerklüfteten kahlen Granitwänden … Drüben, wo sich die Ausläufer der Kordilleren bis zu blauen Gletschern und Schneefeldern emportürmen, blinkt ein verlorener Sonnenstrahl durch das Gewölk …
Der Kutter liegt fest vertäut an einer Barriere von Steinblöcken, einer Art Naturmole … Rechts auf den Klippen erkenne ich eine Schar von
Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/111&oldid=- (Version vom 31.7.2018)