Dem Auto entstieg jetzt eilig ein schlanker Mann mit sonnverbranntem Gesicht. Es war der erste Buchhalter der Barbu-Mine, die Wendel seit einigen zwanzig Jahren gehörte.
„Pelletan – hierher!“ rief der Deutsche mit dröhnender Stimme.
Pelletan keuchte die Treppe empor.
„Master Wendel – die Schwarzen kommen –“
Das genügte. Mit drei Sätzen war Wendel in seinem Auto, Pelletan sprang hinterher, die Tür knallte zu, und fauchend flog das Gefährt davon.
Die Barbu-Mine, deren Baulichkeiten durch einen hohen Holzzaun mit einer Verlängerung von starkem Stacheldraht eingeschlossen wurde, lag etwa zwei Kilometer vor der Stadt auf einer kleinen Anhöhe. Ein fester, gutgehaltener Weg gestattete dem Auto die Höchstgeschwindigkeit einzuschlagen, so daß Wendel in knappen acht Minuten vor dem Haupteingang seines Werkes anlangte. Dort empfing ihn Master Pareawitt, der Oberingenieur, mit einem Gesicht, das nichts Gutes ahnen ließ.
„Wie steht’s, Pareawitt? Alles vorbereitet?!“ rief der Deutsche und war mit einem Satz aus dem Wagen. „Was treibt die schwarze Gesellschaft? Schon in der Nähe?“
„Brennen zur Zeit Halburgs Store nieder,“ antwortete der Oberingenieur mit verbissener Wut. „Werden aber wohl bald hier sein.“
Wendel winkte und verschwand mit den beiden Herren hinter dem schweren Tor, dessen Flügel der Pförtner sofort wieder schloß.
Zehn Minuten später. Wie ein kribbelndes Ameisenheer, dicht gedrängt, lautlos, unaufhaltsam, schob sich die Masse der wütenden Neger auf der
W. von Neuhof: Das graue Gespenst. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_graue_Gespenst.pdf/6&oldid=- (Version vom 22.7.2016)