etwa in diesem Hause, vor dessen Tür wir jetzt stehen?“ fragte er interessiert.
„Allerdings. – Wie können Sie das aber wissen, Sie Perle aller Detektivs?“
„Sehr einfach. Ich suche nämlich selbst jemanden in dieser Riesenkaserne. Und da der Portier mir soeben mitgeteilt hat, daß von den Einwohnern in den letzten Tagen nur Frau Deprouval nebst Söhnchen und die Erzieherin des letzteren unbekannt wohin verreist sind, war das Kombinieren nicht allzu schwer.“
„Aus dieser Antwort geht hervor und zwar mit tödlicher Sicherheit, daß es eine der beiden Damen ist, auf die Sie es abgesehen haben,“ meinte Heinz Gerster eifrig.
„Freilich. – Doch, wir wollen weitergehen. Oder haben Sie in dem Hause noch etwas zu tun?“
„Ja. Warten Sie einen Augenblick. Ich war nämlich schon heute morgen hier, und da sagte mir die Portierfrau, daß ihr Mann einen Brief für mich habe. Den will ich mir jetzt abholen.“
Der junge Schriftsteller kehrte schon nach wenigen Minuten zurück.
„Gott sei Dank. Ich habe den Brief. Ich fürchtete schon, der Mann hätte ihn vielleicht verbummelt.“
Langsam schritten sie die Aspernstraße hinunter und bogen in die Maximilianstraße ein.
Gerster, der seiner Ungeduld nicht länger Herr werden konnte, bat den Detektiv um Entschuldigung, zog den Brief hervor, riß den Umschlag auf und … zog eine ganze Anzahl Blätter des sogenannten überseeischen Briefpapiers heraus, die eine feste, energische Frauenhand mit ziemlich engen Zeilen bedeckt hatte.
„Nein,“ meinte der junge Schriftsteller da, „all das kann ich unmöglich hier auf der Straße überfliegen. Bitte – kommen Sie mit in ein Restaurant.
W. von Neuhof: Das graue Gespenst. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_graue_Gespenst.pdf/50&oldid=- (Version vom 25.7.2016)