„Einer Menschheit eine Sprache!“ Schleyer.
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Bekanntlich hat Herr Pfarrer Johann Martin Schleyer, als er sein Weltsprachesystem aufstellte, welches er Volapük nannte, keine Ahnung davon gehabt, daß schon seit mehr als 200 Jahren Männer von hervorragender Geistesgröße, an ihrer Spitze der große Leibnitz, Versuche in dieser Richtung angestellt hatten, freilich mit negativem Erfolge. In Schleyer dämmerte der Gedanke, es solle für den Verkehr aller Völker auf der Erde miteinander nur eine Schrift und vielleicht auch eine Korrespondenzsprache bestehen, gegen die Mitte der siebziger Jahre erstmals auf, als ein Nachbar von ihm in seiner Pfarrei Krumbach ihm klagte, daß die Briefe, welche er an seinen Sohn in Amerika geschrieben, dort nicht an ihre Adresse gelangten, und der Herr Pfarrer dann entdeckte, daß hieran die unrichtige Schreibung, welche von der englischen Orthographie abwich, Schuld sei.
Die erste Frucht dieser Erfahrung war der Versuch, eine gemischte Sprache zu konstruieren aus der deutschen, englischen, französischen, italienischen, spanischen und russischen, also den 6 Hauptkultursprachen, welche er mit dem Namen „Völkerdolmetsch“ bezeichnen wollte. Weil aber eine gemeinsame Verständigung unter den verschiedenen Völkern eine gemeinsame Schreibung voraussetzt, so versuchte es Schleyer zunächst mit der Aufstellung eines „Weltalfabets“ (18. Januar 1878). Dieses Weltalfabet schickte er am 23. Februar 1878 an die Dekane der philologischen Fakultäten der europäischen Universitäten, am 6. Mai e. a. an den Postkongreß in Paris und an das internationale Bureau des Weltpostvereins in Bern (14. Juni 1878); auch fand es den Weg in verschiedene Fachblätter, z. B. in der zu
Rupert Kniele: Das erste Jahrzehnt der Weltsprache Volapük. Schoy, Überlingen 1889, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_erste_Jahrzehnt_der_Weltsprache_Volap%C3%BCk.djvu/5&oldid=- (Version vom 31.7.2018)