aber infolge des Londoner Berichts eines andern belehrt wurden. Große Verdienste um Volapük haben Herr Rosenberger, Ingenieur in St. Petersburg und Herr Professor Harrisson daselbst, und die Herren Staatsrat Biek und Hofrat Arnold in Moskau. Vorträge über Volapük wurden viele gehalten, auch Unterrichtsstunden erteilt. Der Verbreitung des Volapük in Rußland stand anfangs die Polizei hindernd im Wege. Der beträchtliche Zufluß von Volapükbüchern und -Zeitungen hatte nämlich die Aufmerksamkeit derselben erweckt, und die Furcht, sie könnten zur Propaganda revolutionärer Ideen dienen, hatte ihrer Einfuhr Hindernisse in Rußland verschafft. Deßhalb bestand anfangs die lästige Vorschrift, daß man, um Zeitungen zu abonnieren, eine Bittschrift einreichen mußte, welche 1 Rubel und 60 Kopeken kostete. Die Zahl der Bittsteller wuchs indes so sehr an, daß es unmöglich wurde, so vielen die Erlaubnis zu geben. Nun machte Herr Rosenberger eine größere Eingabe an die Censurbehörde, worin er die Ziele und Verbreitung von Volapük und den Inhalt der Blätter erklärte und sich erbot, jedesmal den Inhalt zu erklären. Das Petersburger Komite der ausländischen Censur (das Hauptcensurkomite Rußlands) beehrte Rosenberger als Privatperson nicht damit, sondern beauftragte einen eigenen Censor, Volapük zu lernen. Dieser, Herr Sankóv, Kandidat der Philologie, erlernte die Sprache sehr schnell und erwarb sich von Schleyer das Diplom als Weltsprachelehrer, und mußte fortan alle Drucksachen lesen. Jetzt brauchte man keine Bittschrift mehr zu machen. Trotzdem kam es aber noch immer vor, daß Drucksachen mit dem Stempel „Refusé“ zurückgeschickt wurden, und die Plackereien schienen von neuem zu beginnen. Erst im März dieses Jahres konnte Herr Rosenberger schreiben:
„Nach langem Kampfe ist Volapük in der günstigsten Weise von der rusischen Censur befreit worden. Die Volapükblätter können nun unter Kreuzband nach allen Orten Rußlands verschickt werden.“
Herr Rosenberger ist der erste, welcher Volapük in Petersburg bekannt gemacht hat, er arbeitete zuerst mit dem kürzlich verstorbenen I. Cholin. Rosenberger hat schon mehrere Kurse gegeben, ebenso Herr Harrison. Russische Grammatiken sind schon mehrere erschienen, die erste von I. Cholin, auch von E. Biek in Moskau und von
Rupert Kniele: Das erste Jahrzehnt der Weltsprache Volapük. Schoy, Überlingen 1889, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_erste_Jahrzehnt_der_Weltsprache_Volap%C3%BCk.djvu/112&oldid=- (Version vom 31.7.2018)