magischen Anziehungskraft, die das Problem auf jeden ausübt, der sich mit ihm beschäftigt. Es läßt nicht mehr los. Endlich aber ermattete er und sagte eines Nachmittags zu seinem Freunde, er wolle es aufgeben. Da – am anderen Morgen, als die ungeheure jahrelange Spannung von ihm wich – ergab sich ihm das Rätsel in einem einzigen Lichtblick: die Fehlerquelle lag nicht außen im Raum, sie lag in unserem Denken. Der uralte Fehler, als gäbe es eine absolute Zeit, lag bloß. Die Zeit ist relativ. Sie ist eine andere für den ruhenden, eine andere relativ zu dem bewegten Körper. Der Lichtstrahl, der dem bewegten Körper nacheilt, tritt auf diesem Körper in ein anderes Zeitreich ein. Die Zeit, die der Ruhende auf dem bewegten Körper beobachten könnte, geht gegenüber seiner eigenen Zeit genau um so viel nach, als nötig ist, um den Widerspruch zwischen Konstanz des Lichtes und Relativität der Bewegung auszugleichen. Damit aber ist der Aether endgültig entthront. Wir brauchen ihn nicht mehr. Er hat seine Schuldigkeit getan.
Fritz Müller-Partenkirchen: Das Zeitproblem. , Berlin 1911, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Zeitproblem_(1911).djvu/4&oldid=- (Version vom 9.1.2024)