Die Ereignisse, die sich dann in Sekunden abspielten, erinnerten sehr stark an die vorige Nacht, als außer uns dreien noch vier Leute es auf das Gorrison-Häuschen abgesehen hatten. Ich wußte bestimmt, es waren vier gewesen, Roger hatte sich nicht geirrt, der Vierte war über den Zaun entkommen.
Park Lane war an dieser Stelle menschenleer, es goß auch gerade wieder in Strömen, Geraldine spannte ihren Schirm auf, und urplötzlich schoß Baaker, dem man diese Gelenkigkeit kaum zugetraut hätte, mit langen Sätzen vorwärts, ich sah im Laternenschein eine Messerklinge blinken, ich beugte mich schnell zum Fenster hinaus, mir wäre es hier auf einen Schuß aus der mit Schalldämpfer versehenen Pistole nicht angekommen, ich zielte, wollte abdrücken, im selben Moment taumelte Baaker zur Seite, sein Hut glitt ihm vom Kopfe, und eine kurze Holzkeule, wie sie zu Freiübungen benutzt wird, polterte auf den Bürgersteig.
Baaker ließ seinen Hut liegen, sprang über das nächste Vorgartengitter, und eine dunkle Limousine glitt an meiner Taxe vorüber, ein Mann packte das Mädchen, hielt ihr den Mund zu, zerrte sie in das Auto, das sofort davonschoß, jedoch sehr bald seine Geschwindigkeit mäßigte, so daß ich eiligst Hut und Keule an mich nahm und meinem Schofför die Weisung geben konnte, der Limousine zu folgen. Als meine Taxe nun nach dem kurzen Aufenthalt anruckte – sprang jemand vom Fahrdamm her auf das Trittbrett, und etwas verblüfft starrte ich Mr. Harry Baaker ins Gesicht, der wieder einen Hut aufhatte – ebenfalls einen dunkelgrauen mit schwarzem Band – und atemlos flüsterte:
„Nehmen Sie mich mit …! Sie werden es nicht bereuen!!“
Leider kam mir der Rechtsanwalt in keinem Augenblick ungelegener als jetzt. Vielleicht hätte ich unter anderen
Max Schraut: Das Schlangenhaupt der Medusa. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Schlangenhaupt_der_Medusa.pdf/44&oldid=- (Version vom 31.7.2018)