leicht bedeckt … Es rieselte sacht aus dünnem Gewölk – ein lauer Regen, der im Verein mit der Tropenwärme die Gräser in kurzem zu doppelter Höhe emportreiben würde … Wie stets zu Anfang der Regenzeit …
Wir brauchten uns nicht sonderlich in acht zu nehmen, um nicht unversehens auf einen Hirten zu stoßen, denn das Kläffen der die Herden umkreisenden Hunde verriet uns genau, wo einer der Hirten die ihm anvertrauten Tiere für die Nacht enger zueinander scheuchte. Immerhin ließen wir uns auch zu keinerlei Unvorsichtigkeit verleiten, da gerade die Tharhunde außerordentlich wachsam sind und eine tadellose Nase besitzen.
Harald befahl mir dann, hinter einem Steinhaufen zurückzubleiben, nachdem er sich aus dem Felsgeröll ein langes scharfkantiges Stück ausgesucht hatte …
Kam mir sehr bald aus den Augen …
Erschien auch sehr bald wieder … schleifte ein frisch getötetes Lamm hinter sich her und … verwischte dadurch gleichzeitig seine Spuren.
Tief gebückt hasteten wir nun der fernen Steinmauer wieder zu …
Den Gedanken, auch ein Luntenfeuerzeug zu beschaffen, hatte Harald aufgegeben …
„Wäre zu gefährlich gewesen,“ meinte er nur … –
Ich räume ohne weiteres ein, daß ich die Steinmauer niemals gefunden haben würde …
Harald blieb plötzlich stehen, raunte mir zu:
„Dort links ist die Mauer … Wir müssen jetzt kriechen … Das Lamm lassen wir hier liegen … Ich finde es schon nachher …“
„Wozu das?! Kriechen?!“ meinte ich ein wenig verdutzt …
„Weil … es nötig ist …“
Und – er ließ sich auf die Knie nieder … Machte einen großen Bogen nach Osten, so daß wir von Süden auf die Stelle zukamen, wo die Gefährten uns erwarteten …
Max Schraut: Das Eiland der Toten. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1925, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Eiland_der_Toten.pdf/23&oldid=- (Version vom 30.6.2018)