Die Sonne hinter uns sank immer mehr.
Zwischen den Steinpfählen des Riffzaunes der Hungerklippe spielten ein paar Hammerhaie von gewaltiger Länge in der Brandung, einzelne Möwen und Albatrosse saßen als weiße Flecke auf den dunklen, spitzen Riffen, und von der Hütte her erklang Mr. Blacks gehässiges Schimpfen und Pis[1] lautes Fluchen, – wahrscheinlich hatte der Rabe wieder einen Teelöffel stibitzen wollen.
Unvermittelt kam Kosimo da auf meine[2] Wanderfahrten zu sprechen, über die er besser unterrichtet war, als ich es je vermutet hatte.
„… Ich kann es vollkommen begreifen, Mr. Abelsen“, sagte er mit einer gewissen stillen Melancholie, „daß Sie der Welt den Rücken gekehrt haben. Die Welt ist grundschlecht, jene Welt, die sich anmaßt, „Welt“ zu sein und doch nur ein Zerrbild dessen darstellt, was die Menschheit bei einigem guten Willen aus sich selbst machen könnte. Schamloser Eigennutz, schamlose Unterdrückung der wirtschaftlich Schwachen, Geldgier, Genußsucht und Verlogenheit zeichnen diese Kulturwelt aus. Die großen Vampire der Menschheit sitzen auf ihren goldenen Thronen, Betrüger, die selten zu fassen sind. Ich hasse das Gold und sein klägliches Wechselbalg, das Geld …!“
Und das letzte wurde mit einer Leidenschaft hervorgestoßen, die mich aufhorchen ließ.
Wie kam dieser junge Farbige, dessen scharfes Parfüm mich wie ein Hauch aus jener Welt der inneren Fäulnis und Zersetzung umwehte, zu solchen Anschauungen, die seinem geringen Lebensalter fremd sein mußten?!
Sprach aus ihm lediglich jener dumpfe Haß,
Max Schraut: Das Bergwerk der Abgeschiedenen. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1931, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Bergwerk_der_Abgeschiedenen.pdf/48&oldid=- (Version vom 30.6.2018)