„Ich bedauere meinen Irrtum … Aber nachdem wir Ernest Gardeners Betrügereien festgestellt hatten, war ich noch mißtrauischer geworden“. Ihre Stimme wird zärtlich, gutmütig: „Kleines Mädel, noch drei Tage, und Sie können Leslie in die Arme schließen …“
Ihr Blick ruht dann auf mir, ein sinnender, melancholischer Blick.
„… Ich kenne Ihre Lebensgeschichte, – das Schicksal ist grausam, zerstört uns den Glauben an das Gute im Menschen … Ich hatte Ernest Gardener vertraut, ich hatte Ali Achmed und Singh Gapur, die in Indien meine Agenten waren, für ehrlich gehalten, aber das Gold ist ein böser Verführer. Sie haben mich betrogen, haben ein Volk bestohlen, das nach Freiheit lechzt, das jetzt an den Ketten rüttelt, die England ihm schmiedete. Ich verarge es der Kolonialmacht England keineswegs, seine reiche indische Kolonie sich erhalten zu wollen, in der sie viel Gutes schufen. Doch jedes farbige Volk, das von Europäern auf eine höhere Kulturstufe gebracht worden ist, erlebt den Zeitpunkt, wo die Intelligenz seiner Brüder die fremden Fesseln als untragbar erkennt. Die Geschichte der Völker zeigt uns unzählige Beispiele dafür. Spanien beherrschte einst halb Amerika, – heute finden wir selbständige Staaten dort … Die Weltgeschichte, das Weltgeschehen und die Volksentwicklung kennt keinen Stillstand.“
Eine müde Geste folgte …
„Ob es richtig war, was die begannen, die das Bergwerk der Abgeschiedenen für diese ideellen Zwecke ausnutzten?! – Lassen wir diese Frage offen … – Sie sollen nun alles erfahren, alles, denn nach drei Tagen wird es kein Geheimnis der
Max Schraut: Das Bergwerk der Abgeschiedenen. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1931, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Bergwerk_der_Abgeschiedenen.pdf/139&oldid=- (Version vom 30.6.2018)