Alighieri in das Vaterland zurückruft, nachdem er fast drei Lustra die Verbannung ertragen hat? Auf solche Weise belohnt man seine Unschuld, die Niemand mehr verkennt? Auf solche Weise den Schweiß und die Arbeit, welche er auf Gelehrsamkeit verwandt hat? Fern sei von einem mit der Philosophie vertrauten Manne die unbesonnene Demüthigung eines irdischgesinnten Herzens, daß er nach Art eines Cioli und anderer Ehrlosen, gleichsam in Banden, es ertrüge sich zu stellen! Fern sei es von einem Manne, der die Gerechtigkeit predigt, daß er, der Beleidigte, seinen Beleidigern, als wären es seine Wohlthäter, Geld zahle!
4. Das ist nicht der Weg, mein Vater, ins Vaterland zurückzukehren. Aber wenn von Euch oder von Andern ein anderer Weg aufgefunden wird, der dem Rufe Dante’s, der seiner Ehre nicht nachtheilig ist: so werde ich nicht säumen, ihn zu betreten. Wenn man nicht auf einem ehrenvollen Wege in Florenz eingehen kann, so werde ich nie wieder in Florenz eingehen. Und warum nicht? Werde ich nicht die Spiegel der Sonne und der Gestirne überall erblicken? Werde ich nicht überall unter dem Himmel den edelsten Wahrheiten nachforschen können, ohne daß ich mich ehrlos und sogar schmachbeladen wieder darbiete dem Volke und der Stadt von Florenz? – Und auch Brot, hoffe ich, wird mir nicht fehlen.
Can Grande della Scala, Fürst zu Verona, geboren i. J. 1290, zuerst Mitregent seines Bruders, nachher Alleinherrscher, ein eifriger Ghibellin, deswegen auch vom Kaiser Heinrich VII. zum kaiserlichen Stellvertreter in Italien und 1318 von der Ghibellinischen Partei zum
Dante Alighieri: Dante Alighieri’s prosaische Schriften II. F. A. Brockhaus, Leipzig 1845, Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_Prosa_209.gif&oldid=- (Version vom 2.10.2023)