Die alle Geister stillt mit ihrem Licht.
Nicht durch die Liebe, denn sie folgt erst dann,
Wenn sie dem Schau’n, wie ihrem Quell, entsprungen.
Und Willensgüt’ erwirbt, ist Maß dem Schauen.
So steiget man von Grad zu Grad hinan.
Des ew’gen Lenzes blüht, und welcher nie
Das Laub entfällt bei nächt’gen Widders Grauen,[1]
Hosiannasang in dreien sel’gen Schaaren,
Und also Eins aus Dreien bilden sie.
Sodann die Kräfte sind im zweiten Kranz,
Im dritten sind die Mächte zu gewahren.
Dann die Erzengel ihre Lieb’ erproben;
Den letzten Kreis füllt Engelsfeier ganz.[2]
Nach unten wirken sie, was lebt mit sich
Zu Gott erhebend und zu ihm erhoben;
Damit sein Blick die Ordnungen betrachte,
Daß er sie nannt’ und unterschied wie ich.
Doch er belächelte dann seinen Wahn,
Sobald er erst in diesem Reich erwachte.
- ↑ 117. Im Frühlinge geht die Sonne im Widder auf und unter, bewegt sich also mit ihm durch den Himmel und macht ihn unsichtbar. Im Herbste dagegen ist er des Nachts über dem Horizonte. Der Sinn ist: in der Wonne, die hier blüht, ist kein Wechsel.
- ↑ 126. Engelsfeier, im Ital.: angelici ludi, die untergeordnetsten, durch keine besondere Benennung ausgezeichneten Engel.
- ↑ [127 ff. Vgl. oben zu V. 25–76, Ges. 27, zu V. 106–120, Ges. 2, 112–144.]
- ↑ 133. Der heilige Gregor ordnete die Engel etwas anders, indem er an die Stelle der Throne die Mächte u. s. w. setzte.
Alighieri, Dante. Streckfuß, Karl (Übers.). Pfleiderer, Rudolf (Hrsg.): Die Göttliche Komödie. Leipzig: Reclam Verlag, 1876, Seite 574. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_-_Kom%C3%B6die_-_Streckfu%C3%9F_-_574.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)