Das kund den alten Bund und neuen thut,
So scharf, daß anderer Beweis und Grund
Mir stumpf erscheint wie Tand und leere Possen.““
Durch den dein Geist, so folgernd, dieses dachte,
Wie wurden sie als Gottes Wort dir kund?
Die Werke sind’s, von der Art, daß Natur[1]
Sie nie hervor in ihrer Werkstatt brachte.““
Daß sie geschehn? Dies wäre zu bewähren,
Da’s Niemand dir bezeugt mit sicherm Schwur.“ –
Die Welt bekehrt – dies Wunder schon bezeugt’
Die Wahrheit sichrer, als wenn’s hundert wären.
Das Feld, den guten Samen drein zu bringen,
Der einst die Reb’ und jetzt den Dorn erzeugt.““[3]
Der Sel’gen Lied: Herr Gott, dich loben wir!
In Melodien, wie sie nur Jene singen.
Emporklomm, und mich prüfend also führte,
Daß ich erreicht’ des Gipfels Höhe schier,
Erschloß sie dir den Mund auch wundersam,
Drum öffnet’ er sich jetzt, wie sich’s gebührte;
- ↑ 101. Die Wunder, von welchen die Schrift Zeugniß ablegt.
- ↑ [103. Diese Frage und die schöne Antwort darauf findet sich schon bei Augustin: daß die Welt ohne Wunder dem Herrn und den Aposteln geglaubt hätte, wäre selbst das größte Wunder, der größte Beweis für’s Evangelium.]
- ↑ [111. Die Kirche.]
- ↑ 121. Der Dichter hat bis jetzt den Begriff des Glaubens überhaupt festgestellt und näher erläutert, auch dargethan, worauf der [547] Glaube sich gründe. Jetzt wird er von Petrus aufgefordert, sein eigenes Glaubensbekenntniß abzulegen.
Alighieri, Dante. Streckfuß, Karl (Übers.). Pfleiderer, Rudolf (Hrsg.): Die Göttliche Komödie. Leipzig: Reclam Verlag, 1876, Seite 546. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_-_Kom%C3%B6die_-_Streckfu%C3%9F_-_546.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)