Sich Sphären drehn, so jene Sel’gen nun,
Flammend, Kometen gleich, in Glut und Helle!
In voller Eil’ zu fliegen scheint das letzte,
Das erste scheint, wenn man’s beschaut, zu ruhn –
Sich jeder Kreis, drob, wie er sich erwies[1]
Schnell oder träg’, ich seinen Reichthum schätzte.
Sah ich ein so beseligt Feuer schweben,
Daß es nichts Klareres drin hinterließ.
Sich erst dreimal, und Sang entquoll dem Licht,
Den keine Phantasie kann wiedergeben.[2]
Weil, wo der Phantasie die Kraft benommen,[3]
Sie noch weit mehr dem armen Wort gebricht.
Gebeten flehst, durch deine Liebesglut
Bin ich aus schönerm Kreis herabgekommen!“
Wandt’ es den Hauch zur Herrin mit den Worten,
Die mein Gedicht euch kund hier oben thut.
– Sie sprach’s – „der Herr die Schlüssel ließ, die Er
Hinabgebracht, zu dieses Reiches Pforten,
Wie dir’s gefällt, ob jener Glaub’ ihm eigen,
Durch welchen du gegangen auf dem Meer.[4]
- ↑ XXIV. 17. Nach der mehrern oder mindern Schnelligkeit der Kreisbewegung beurtheilt der Dichter die mehrere oder mindere Wonne der seligen Geister.
- ↑ [24. Wie Ges. 20, 12 und oft. Ebenso V. 25, wie Ges. 23, 62 ff.]
- ↑ [26 ff. Wörtlich: „weil selbst die Phantasie, geschweige das Wort, von zu greller Farbe (der Darstellung) ist für solche Falten.“ Also nicht die Schwäche, sondern die Derbheit und Grobheit menschlicher Einbildung und Sprache ist hier der Vergleichungspunkt, oder, mit Anschluß an das Bild: der Mangel an Farbtönen und feinsten Schattirungen, wie sie der Maler für Falten braucht.]
- ↑ [39. Vgl. Matthäus im vierzehnten Kapitel.]
Alighieri, Dante. Streckfuß, Karl (Übers.). Pfleiderer, Rudolf (Hrsg.): Die Göttliche Komödie. Leipzig: Reclam Verlag, 1876, Seite 534. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_-_Kom%C3%B6die_-_Streckfu%C3%9F_-_543.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)