Daß Fleisch das Wort ward – sieh die Lilien dort,
Bei deren Duft wir gute Wege gehen.“
Gehorsam stets, erneute mit den matten
Besiegten Augen doch den Kampf sofort.
Besonnt vom Strahl aus einer Wolke Spalt,
Indeß bedeckt mein Auge war von Schatten;
Der, Blitzen gleich, auf sie von oben sprühte,
Doch sah ich nicht den Quell, dem er entwallt.
Du bargst dich in den Höh’n, so daß mein Sinn
Ertragen konnte, was dort strahlend blühte.
Nach der die Arme früh und spät sich breiten,[3]
Und zog mich ganz zum größten Feuer hin.[4]
Die Größ’ und Glut des Sterns, den Strahl und Glanz[5]
Siegreich, wie hier einst, so jetzt dort umkleiden,
Vom Himmel her, die Blume zu bekrönen,
Umwand sie auch mit Strahlenkreisen ganz.
Von Harmonie, die hold das Herz erweicht,
- ↑ [85–87. Die volle und beständige Anschauung selbst Christi allein (nicht die Dreieinigkeit!) kann D. noch nicht tragen. Der Herr hat sich daher wieder zur Höhe seinem Blick entzogen.]
- ↑ 88. Der Blumenkönigin, der Rose. Siehe V. 73.
- ↑ [89. Bezieht sich zunächst auf’s Betläuten Morgens und Abends, bei welchem der englische Gruß gesprochen wird. – Im Uebrigen vergl. über die Stellung der Maria bei D. zu Ges. 33, 43.]
- ↑ 90. Zum größten Feuer, zum Glanze der Jungfrau-Mutter, welche hier nach ihrem Sohne die Höchste ist.
- ↑ [92 ff. Maria zeigt sich als größtes Feuer, als vorstehender Stern, noch nicht aber in ihren erkennbaren Zügen. Dies ist erst im Empyreum der Fall, bei ihr und den andern Seligen. Vgl. Ges. 22, 58; Anm. zu 64 dort.]
- ↑ 94. Der Erzengel Gabriel, der Engel der Verkündigung.
Alighieri, Dante. Streckfuß, Karl (Übers.). Pfleiderer, Rudolf (Hrsg.): Die Göttliche Komödie. Leipzig: Reclam Verlag, 1876, Seite 540. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_-_Kom%C3%B6die_-_Streckfu%C3%9F_-_540.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)