Die Mutter dessen, was auf Erden lebt,[1]
Als mich zuerst Toskana’s Luft umfangen.
Geführt von reicher Gnad’, emporgeflogen,
Da ward zu Theil mir, daß ich euch erstrebt.
Wollt Kraft zum schweren Pfade mir verleihn,
Der meine Seele ganz an sich gezogen!
Sie sprach’s, die mich zu diesen Höhen brachte,
„Und scharf und klar muß jetzt dein Auge sein.
Was unten liegt, und sieh, wie viele Welt
Ich unter deinem Fuß schon liegen machte,
Bereit sei, vor den Siegern zu erscheinen,
Die fröhlich sich in diesen Kreis gesellt.“
Blick nun zurück, und sah dies Erdenrund,
So, daß ich lächelt’ ob des niedern, kleinen.
Denn die dies Rund verschmähn in höherm Streben,
Nur ihnen wird die echte Weisheit kund.
Von jenem Schatten frei, der mir zum Wahn
Vom Dünnen und vom Dichten Grund gegeben.
Jetzt meine Blicke fest und ungeblendet,
- ↑ 116. Die Sonne, deren Licht und Wärme auf Erden Alles entwickelt.
- ↑ 118. Zum hohen Kreis etc., zum Fixsternhimmel. Unter den mannigfachen Sternbildern, die er enthält, war Dante gerade in dasjenige versetzt, das, seinem Glauben nach, für ihn selbst das einflußreichste gewesen war.
- ↑ 139. Latona’s Tochter, der Mond, der von oben betrachtet, auf der von der Erde abgewandten Seite, frei ist von jenen Flecken, über welche im zweiten Gesange gesprochen ist.
- ↑ 142. Der Sohn Hyperions, die Sonne.
Alighieri, Dante. Streckfuß, Karl (Übers.). Pfleiderer, Rudolf (Hrsg.): Die Göttliche Komödie. Leipzig: Reclam Verlag, 1876, Seite 535. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_-_Kom%C3%B6die_-_Streckfu%C3%9F_-_535.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)