Und nicht Alcid, nachdem in seine Brust[1]
Eurytos Tochter siegend eingezogen.
Ganz die Erinnerung der Schuld verlierend,
Und nur des ew’gen Ordners sich bewußt.
Sehn wir, und sehn zu gutem Zwecke nun
Die obre Welt die untere regierend.
Der dich durchdrungen hat in dieser Sphäre,
Darf ich noch nicht in meiner Rede ruhn.
Der nahe hier so strahlt, als ob die Glut
Der Sonn’ in reinem Wasser sich verkläre.
Die hier in unsern Orden aufgenommen,
Sich kund im höchsten Glanz des Sternes thut.
Ist sie zum Stern, wo sich vom Erdenrund[4]
Der Schatten spitzt, durch Christi Sieg gekommen.
Errungen hat, wird hier von ihr verkündet;
Den Himmeln thut sie als Trophä’ ihn kund,
Durch ihre Hülf’ in jenem heil’gen Land,
Das jetzt der Papst kaum werth der Sorge findet.
- ↑ [101. Herkules liebte Iole, um deren willen Dejaneira ihn vergiftete.]
- ↑ [106. Vgl. V. 34. Frei von bitterer Erinnerung sehen die Seligen in allen ihren Lebensführungen und Lebensirrungen nur „die Kunst des höchsten Ordners“, „die göttl. Weisheit, welche auch den Einfluß der Sterne voraussehend, denselben in ihren Heilsplan aufnahm.“ Notter.]
- ↑ 115. Rahab. [Vgl. Josua 2, Ebräer 11, 31.]
- ↑ 119. Nach Ptolemäus reicht der kegelförmige Schatten der Erde bis zur Venus.
- ↑ 127. Nach dem Vorwurf, den der Dichter im vorigen Verse dem Papst gemacht, daß er sich um das heilige Land nicht bekümmere, entwickelt [452] er die Gründe, aus welchen diese Achtlosigkeit herrührt. In Florenz war eine Hauptmünzstätte, von wo die Floren ausgingen. Deshalb glaubt er die Stadt vom Teufel selbst gegründet, denn dies Geld macht den Hirten zum Wolf. Es verursacht, daß man nicht die Bibel, sondern die Decretalen, die kirchlichen Gesetze, studirt, aus denen zu ersehen ist, in welchen Fällen die Priester für Indulgenzen, Dispensationen etc. Geld verdienen können. Wie fleißig man darin studire, zeigt der beschmutzte und abgegriffene Rand des Buches. Aber bald wird eine andere Ordnung der Dinge eintreten, und Rom wird nicht mehr Zeugin sein, daß der Papst, seiner Braut, der Kirche, untreu, um andere Dinge buhle.
Alighieri, Dante. Streckfuß, Karl (Übers.). Pfleiderer, Rudolf (Hrsg.): Die Göttliche Komödie. Leipzig: Reclam Verlag, 1876, Seite 451. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_-_Kom%C3%B6die_-_Streckfu%C3%9F_-_451.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)