Der aber, wenn nur eins ihm fehlt, entweihet,
Mit Schmach herab von seinem Adel fällt.
Unähnlich macht sie ihn dem höchsten Gut,
Das wen’ger drum von seinem Glanz ihm leihet.
Er dem nicht G’nüge durch gerechte Leiden,
Was er gefehlt in sünd’ger Lüste Glut.
Ganz sündigte, ward, wie der Würd’ entsetzt,
So auch verdammt, das Paradies zu meiden.
Dereinst zu sein, gab’s nur auf zweien Pfaden,
Wenn scharf dein Geist der Dinge Wesen schätzt:
Oder es mußte sich, der ihn gekränkt,
Der Mensch, g’nugthuend, selbst der Schuld entladen.
Des ew’gen Rathes, und mit ernstem Schweigen
Sei ganz dein Geist nach meinem Wort gelenkt.
Und, eng beschränkt, so tief nicht niedergehn,
Gehorchend, nicht sich so in Demuth neigen,
Drum konnt’ er nie sich von der Schuld befreien,
Genugthuung nicht durch ihn selbst geschehn.
Gott, so gerecht wie gnädig, seinen Pfad,
Und führt’ auf diesem ihn, vielmehr auf zweien.
Je heller strahlt die Güt’ in dem Gemüthe,
In dem die Handlung ihre Quelle hat,
Auf jedem Wege, der ihr offen lag,
Euch neu erhöht zu eurer ersten Blüte.
- ↑ 85. In den ersten Beiden, in Adam und Eva.
Alighieri, Dante. Streckfuß, Karl (Übers.). Pfleiderer, Rudolf (Hrsg.): Die Göttliche Komödie. Leipzig: Reclam Verlag, 1876, Seite 438. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_-_Kom%C3%B6die_-_Streckfu%C3%9F_-_438.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)