Sich, diesen Schatz zum Opfer darzubringen,
Mit dessen Werthe sich kein andrer mißt.
Brauchst du auch wohl, was du geopfert hast,[1]
So ist’s nur Wohlthat mit gestohlnen Dingen.
Doch weil die Kirche vom Gelübd’ entbindet,
So zweifelst du an meiner Wahrheit fast.
Ob du auch Unverdauliches gespeist,[2]
Das Mittel sich, vor dem der Schmerz verschwindet.
Denn Hören giebt nicht Weisheit, nein, Behalten;
Behalt’ es drum, damit du weise seist.
Das erste: des Gelübdes Gegenstand –
Das zweite: der Vertrag, es treu zu halten.
Bis er erfüllt ist, und wie er zu achten,
Dies macht’ ich oben dir genau bekannt.
Obwohl für das Gelobte dann und wann
Sie, wie du wissen mußt, ein andres brachten.
Auch ohne Reu’ und Vorwurf zu empfinden,
Mit einem andern ihn vertauschen kann.
Nach eigner Wahl, wenn ihn der ersten Last
Der gelb’ und weiße Schlüssel nicht entbinden.[4]
- ↑ 32. Wenn du auch das, was du geopfert (im Gelübde dargeboten) hast, den freien Willen, zu einer andern, als der gelobten Bestimmung wohl verwendest, so begehst du doch Sünde, weil das Gelobte nicht mehr dein war.
- ↑ 38. Wenn auch das, was du vernommen, schwer einzusehen ist, so wird dich doch weitere Belehrung aufklären.
- ↑ 49. Nach dem Kap. 12 und 27 im dritten Buch Moses ist den Juden erlaubt, gewisse vorgeschriebene Opfer und Leistungen durch andere zu ersetzen.
- ↑ 57. Der gelbe und weiße Schlüssel; siehe Fegefeuer Ges. 9 V. 118.
Alighieri, Dante. Streckfuß, Karl (Übers.). Pfleiderer, Rudolf (Hrsg.): Die Göttliche Komödie. Leipzig: Reclam Verlag, 1876, Seite 424. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_-_Kom%C3%B6die_-_Streckfu%C3%9F_-_424.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)