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Seite:Dante - Komödie - Streckfuß - 420.jpg

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Der, welcher leidet, nie sich willig zeigt,
So kann sie Diesen nicht Entschuld’gung bringen,

76
Weil Wille, der nicht will, sich nimmer neigt,

Vielmehr, wie Feuer, wenn die Stürme schwellen,
Trotz allem Zwang neu in die Höhe steigt.

79
Der Wille wird zu der Gewalt Gesellen,

Wenn er sich beugt; drum fehlte jenes Paar,
Rückkehren könnend zu den heil’gen Zellen.

82
Blieb jener Nonnen Will’ unwandelbar,

Wie auf dem Rost Laurentius geblieben,
Wie Scävola, der streng der Rechten war,

85
So hätt’ er sie, befreit zurückgetrieben

Denselben Pfad, auf dem man sie entführt;
Doch selten sind, die solchen Willen lieben.

88
Noch hättest du den Zweifel noch gespürt,

Der jetzt gewiß vor meinem Wort geschwunden,
Wenn du wohl aufgemerkt, wie sich’s gebührt.

91
Doch hält ein andrer schon dein Aug’ umwunden,

Und gänzlich schwände deine Kraft dahin,
Eh’ du dich selbst aus ihm herausgefunden.

94
Ich legt’ es als gewiß in deinen Sinn,

Die Seele, die der ersten Wahrheit Pforten
Stets nahe bleibt, sei niemals Lügnerin.

97
Doch nun erfuhrst du durch Piccarda dorten,

Daß ihren Schlei’r Constanze nie vergaß,
Und dies scheint Widerspruch mit meinen Worten.


Empfohlene Zitierweise:
Alighieri, Dante. Streckfuß, Karl (Übers.). Pfleiderer, Rudolf (Hrsg.): Die Göttliche Komödie. Leipzig: Reclam Verlag, 1876, Seite 420. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_-_Kom%C3%B6die_-_Streckfu%C3%9F_-_420.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)