Lieb’ ist das Band des ewigen Vereins,[1]
Mit der nicht Kampf noch Widerstand bestehen.
Nur in dem Willen Gottes hinzuwallen,
Drum schmilzt hier Aller Wunsch und Trieb in Eins.
Wie Ihm, deß Will’ allein nach seiner Spur
Den unsern lenkt, dies ganze Reich gefallen.
Dies Meer, wohin sich Alles muß bewegen,
Was Er schafft, was hervorbringt die Natur.“[2]
Wo Himmel ist, strömt auch von oben her,
Vom höchsten Gut, nicht gleich der Gnade Regen. –
Von dieser will und sich nach jener wendet,
Für diese dankt und noch verlangt von der;
Um zu erfahren, was sie dort gewebt,[3]
Allein verlassen, ehe sie’s vollendet.
Ein Weib,“ so sprach sie, „zu den höhern Kreisen,[4]
In deren Tracht und Schleier Manche strebt,
Dem Bräutigam, dem jeder Schwur gefällt,
Den reine Liebestrieb’ ihm schwören heißen.
Weiht ihrem Orden mich und war beflissen,
Dem gnug zu thun, was sein Gesetz enthält.
- ↑ 77. Die erste Liebe, die erste Kraft, das erste Licht; mit diesen und ähnlichen Worten wird man oft Gott in der Folge bezeichnet finden.
- ↑ 87. Was von Gott unmittelbar erschaffen, oder mittelbar durch seine Dienerin, die Natur hervorgebracht ist. Von diesem Unterschiede zwischen der mittel- und unmittelbaren Schöpfung wird noch in mehreren Stellen die Rede sein.
- ↑ 95. Das Gewebe, das sie unvollendet verlassen, ist das Gelübde, das sie nicht vollkommen erfüllt hatte.
- ↑ 98. Ein Weib, die heilige Clara.
Alighieri, Dante. Streckfuß, Karl (Übers.). Pfleiderer, Rudolf (Hrsg.): Die Göttliche Komödie. Leipzig: Reclam Verlag, 1876, Seite 415. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_-_Kom%C3%B6die_-_Streckfu%C3%9F_-_415.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)