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Doch steig’ ich jetzt durch leichte Stoff’ empor,[1]
Drum ist dazu mir neuer Grund beschieden.““
100
Ein Seufzer weht’ aus ihrem Mund hervor,Dann sah sie hin auf mich, wie auf den Knaben
Die Mutter blickt, die sagen will: du Thor!
103
„Die Dinge sämmtlich“, so begann Sie, „habenUnter sich Ordnung, und das All ist nur
Durch diese Form Gott ähnlich und erhaben.
106
Die höhern Wesen sehn in ihr die Spur[2]Der Kraft, der ew’gen, die zum Ziel gegeben
Vom Schöpfer ward der Ordnung der Natur.
109
Nach ihr nun sehn wir alle Wesen streben,Ob hoch ihr Loos, ob niedrig sei; ob mehr,
Ob minder nah’ sie ihrem Ursprung leben.
112
Sie treiben durch des Seins unendlich MeerGeleitet von dem Trieb, den Gott als Steuer
Jedwedem gab, auf manchem Hafen her.
115
Er ist’s, der trägt zum Mond empor das Feuer,[3]Der diesen Erdenball zusammenhält
Und eint, er, der bewegt die Herzen euer.[4]
118
Nicht nur auf Wesen, die vernunftlos, schnelltEr, wie ein Bogen, seine sichern Pfeile,
Auf die auch, denen Geist und Lieb’ gesellt.
121
Die Vorsicht, die zum Ganzen eint die Theile,Die durch ihr Licht des Himmels Ruh’ erhält,[5]
- ↑ 98. Die leichten Stoffe sind die Luft und das Feuer, durch deren Sphären der Dichter emporsteigt, da er doch, wegen seines schweren Körpers, nach dem gewöhnlichen Gesetze in ihnen hätte sinken müssen. [Wie es möglich gewesen, daß er nicht sank, davon sollte im Folgenden die Erklärung gegeben werden. Dieselbe bleibt aber aus oder scheint sie dem Dichter selbstverständlich aus dem Bisherigen, wonach er „von der Höhe des irdischen Paradieses“ aus aufsteigt, vgl. zu V. 55–58, und aus dem Folgenden, was sofort über den Grundzug aller Wesen nach oben hin und zu Gott gesagt wird.]
- ↑ [106. Die höheren Wesen sind hier eben die Seligen mit den Engeln. Nur sie vermögen den rothen Faden in der Weltordnung, nämlich, daß alles „zu Gott geschaffen ist“, recht zu erkennen.]
- ↑ [115. Zum Mond empor d. h. er giebt dem Feuer seine aufwärtssteigende Natur.]
- ↑ [117. „Euer“, der Menschen.]
- ↑ 122. 123. Das Empyreum, der oberste Himmel, welcher in Gottes [404] unmittelbarem Lichte fest und unbeweglich ist. In ihm dreht sich das Primum mobile, der Kreis, welcher seine Bewegung aus jenem Himmel unmittelbar erhält und sie den anderen Kreisen mittheilt. Er muß in seiner Bewegung der schnellste sein, weil er alle anderen Kreise umspannt, folglich der weiteste ist, und alle übrigen in seine Bewegung mit fortreißt.
Empfohlene Zitierweise:
Alighieri, Dante. Streckfuß, Karl (Übers.). Pfleiderer, Rudolf (Hrsg.): Die Göttliche Komödie. Leipzig: Reclam Verlag, 1876, Seite 403. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_-_Kom%C3%B6die_-_Streckfu%C3%9F_-_403.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)
Alighieri, Dante. Streckfuß, Karl (Übers.). Pfleiderer, Rudolf (Hrsg.): Die Göttliche Komödie. Leipzig: Reclam Verlag, 1876, Seite 403. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_-_Kom%C3%B6die_-_Streckfu%C3%9F_-_403.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)