Virgil, der väterliche Freund – Virgil,
Dem sie mich übergab zu meinem Glücke.
Nicht half es mir, die Thränen zu vermeiden,
Wovon ein Strom die Wangen niederfiel.
Nicht weine drum, noch jetzo weine nicht:
Zu weinen ziemt dir über andres Leiden!“
Ein Admiral, der, musternd seine Schaaren
Vom hohen Bord, sie mahnt an ihre Pflicht:
Als ich nach meines Namens Klang mich bog,
Den hier die Noth mich zwang, zu offenbaren.
Als sie erschien, in jener Engelfeier,[3]
Wie nach mir her ihr Blick von jenseits flog.
Der von Minervens Laub umkränzet ward,
Mir ihren Anblick nur noch wenig freier.
Gleich Einem, der erst mild spricht, anzuschauen,
Und sich das härtre Wort für’s Ende spart:
Führt dich zu diesen Höh’n? Wie? weißt du nicht,
Beglückte wohnen nur in diesen Auen.“
- ↑ [49. Verwirrt, beklommen von den überwältigenden Eindrücken, hat sich Dante naturgemäß nochmals an den bisherigen Führer gewendet und muß, da er mit Beatricen noch nicht wieder vereinigt ist und doch den Virgil verschwunden findet, also sich an die Grenze zwischen dem alten und einem neuen Zustand gestellt sieht, nothwendig einen Moment rathlos und schmerzlich berührt dastehen.]
- ↑ 55. O Dante etc. Worte Beatricens. [Das einzige Mal, daß Dante sich selbst nennt.]
- ↑ 65. In jener Engelfeier, unter den Blumen, welche die Engel auf sie herabstreuten und welche dem Dichter sie verbargen.
- ↑ 67. Fernere Hindeutung auf die nur allmälig im gereinigten Menschen aufgehende Erkenntniß des Göttlichen.
Alighieri, Dante. Streckfuß, Karl (Übers.). Pfleiderer, Rudolf (Hrsg.): Die Göttliche Komödie. Leipzig: Reclam Verlag, 1876, Seite 370. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_-_Kom%C3%B6die_-_Streckfu%C3%9F_-_370.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)