Indem ich noch die Ursach nicht verstund,
Von ihrem magern Leib und traur’gem Felle.
Ein Geist auf mich die Augen forschend richte,
Der ausrief: „Welche Gnade wird mir kund?“
Doch durch die Stimme ward mir offenbar,
Wie Hunger Ansehn und Gestalt vernichte.
Mir die Erinn’rung, daß ich sein gedachte,
Und sah, daß dies Forese’s Antlitz war.[1]
Die dürre Haut nicht, noch mein blaß Gesicht,
Ob auch die Schuld um alles Fleisch mich brachte.
Und von den Zwei’n, die bei dir sind – ich flehe! –
Verweigre mir erwünschte Kunde nicht.“
Begann ich, „„als ich’s todt sah, ich geklagt,
Betrübt mich mehr, da ich’s so hager sehe.
Nicht wolle, daß ich, weil ich staun’, erzähle,
Denn übel spricht, wen selbst die Neugier plagt.““ –
„Sinkt eine Kraft, die Bach und Baum durchdringt,[2]
Durch die ich hier mich abgemagert quäle.
Zur Heiligkeit vom wüsten Schwelgerleben
Durch Hunger und durch Durst zurückebringt.
Der Quell auch, der sie netzt, entflammt der Brust
Nach Speis’ und Trank ein nie gestilltes Streben.
- ↑ [48. Forese Donati, Bruder des berühmten Hauptes der Schwarzen, Corso Donati und dem Dante durch seine, lange nach Beatricens Tode geschlossene Ehe mit Gemma Donati, verwandt. Vgl. zu Hölle, Ges. 2, 53.]
- ↑ 62. Die Sehnsucht nach dem wahren Genusse, zu welcher im Leben die Schwelger vor falschem Genusse nicht gelangen konnten.
Alighieri, Dante. Streckfuß, Karl (Übers.). Pfleiderer, Rudolf (Hrsg.): Die Göttliche Komödie. Leipzig: Reclam Verlag, 1876, Seite 327. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_-_Kom%C3%B6die_-_Streckfu%C3%9F_-_327.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)