Und sah aus himmlischem Gewölb’ ein Paar
Zwei Flammenschwerter zwar in ihrer Hand,
Allein mit abgebrochnen Spitzen zeigend;
Und, von der grünen Flügel Weh’n gehoben,
Nach hinten zu leicht flatternd das Gewand.
Jenseit des Thales, blieb der Andre stehn;
Die Schatten, in der Mitte, sahn nach oben.
Doch am Gesicht verging mein Blick, geblendet,
Wie oft die Sinn’ am Uebermaß vergehn.
Zur Hut des Thales, weil die Schlange naht.“
So sprach Sordell, uns Beiden zugewendet.
Ich schaut’ umher, indem ich starr vor Grauen
Fest an des treuen Führers Schultern trat.
Jetzt zu den Großen hin und sprecht sie an,
Denn lieb wird’s ihnen sein, euch hier zu schauen.“
Und nach mir forschend spähn sah ich den Einen,
Als säh’ er ein bekanntes Antlitz nah’n.
Und meinen Blicken ließ sie, nah’, was sich
Vorher durch sie verschlossen, klar erscheinen.
„„Mein edler Richter Nino, welch’ Vergnügen![2]
Hier – nicht bei den Verdammten – find’ ich dich.““
Und Er: „Wann bist du aus dem fernen Meer
- ↑ 40. Auf welchem Pfad die Schlange kommen werde.
- ↑ 53. Nino, aus dem Geschlecht der Visconti von Pisa, Richter im Gerichtsbezirk von Gallura in Sardinien. Er war, nach Benvenuto d’Imola, ein Schwestersohn des Ugolino, und wurde von Dante der Verbrechen des Oheims theilhaftig geglaubt. Daher dessen Freude, ihn nicht, wie jenen, in der Hölle unter den Verräthern des Vaterlands zu finden.
Alighieri, Dante. Streckfuß, Karl (Übers.). Pfleiderer, Rudolf (Hrsg.): Die Göttliche Komödie. Leipzig: Reclam Verlag, 1876, Seite 242. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_-_Kom%C3%B6die_-_Streckfu%C3%9F_-_242.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)