Mußt’ Er auch öfters mich zurückeweisen,
Der mit sich fortnimmt wann er will und wen.
Und seit drei Monden hat er gern gewährt,
Wenn irgend wer verlangt hat, mitzureisen.
Wo salzig wird der Tiber süße Welle,
Empfing er liebevoll, da ich’s begehrt.
Wo er vereint mit freudigem Empfang
Die, so nicht Sünde stürzt zur Nacht der Hölle.“
Den du geübt, ein neu Gesetz entrissen,
Der öfters mir gestillt des Herzens Drang,
Denn meine Seele, die der Leib umflicht,
Schwebt, da sie hier erscheint, in Kümmernissen.““
Begann er jetzt, und ach, die süße Weise
Verklingt noch jetzt in meinem Innern nicht.
Der Andern dort, und Alle so beglückt,
Als kennten wir kein andres Ziel der Reise,
Da sieh bei uns den ehrenhaften Alten:[4]
„Was, träge Geister, ist’s, das euch berückt?
- ↑ 103. Den Ausfluß der Tiber hält der Dichter für den Ort, wo die zur Seligkeit bestimmten Seelen eingeschifft werden, um sich zuvörderst im Fegefeuer zu läutern. Die Verdammten dagegen stürzen unmittelbar nach dem Tode zu ihrem Straforte hinab. Hiermit ist die Vermittelung der Kirche (Rom am Tiber) zwischen Gott und den zur Seligkeit bestimmten Seelen angedeutet.
- ↑ 112. Die Liebe etc. Amor, che nella mente mi ragiona – der Anfang einer wunderschönen Canzone des Dante.
- ↑ [115 ff. Eine der schönsten Stellen über Musik, wetteifernd mit dem berühmten Lied im 3. Act von Shakespeare’s Heinrich VIII.]
- ↑ 119. Den ehrenhaften Alten. Den Cato.
Alighieri, Dante. Streckfuß, Karl (Übers.). Pfleiderer, Rudolf (Hrsg.): Die Göttliche Komödie. Leipzig: Reclam Verlag, 1876, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_-_Kom%C3%B6die_-_Streckfu%C3%9F_-_211.jpg&oldid=- (Version vom 6.11.2018)