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Seite:Dahl Trichobothrien und Systematik.djvu/4

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14 Hörhaare sind bei dieser Art vorhanden. Auf dem Tarsus der verschiedenen Beinpaare ist nämlich die Zahl etwas verschieden. Mir ist überhaupt keine Lycoside bekannt, die auf dem Tarsus nur 4 Hörhaare hätte. Eine Verwechslung kann also auch nicht vorliegen, sondern nur eine ungenaue Beobachtung. Wenn die andern Beobachtungen Wagners ebenso unzutreffend sind wie diese – und das dürfen wir annehmen, bis er uns die Art nennt, welche er untersuchte –, so erklärt sich die Differenz zwischen seinen und meinen Beobachtungen sehr einfach. – Wagner unterscheidet übrigens verschiedene Formen der fraglichen Sinneshaare. So stellt er auch eine kolbige Form dar. – H. J. Hansen glaubt diese Form auf dem ersten, als Tastorgan dienenden, Beinpaar der Tarantuliden entdeckt zu haben. Hätte Hansen die betreffenden Kölbchen etwas stärker vergrößert angesehen, so hätte er sich leicht überzeugen können, daß sie nicht in der so charakteristischen Weise in kleinen Bechern stehen. An den Tastbeinen der Tarantuliden kommen, wie man sich leicht überzeugen kann, überhaupt keine der beweglich eingelenkten Sinneshaare vor, sondern nur an den drei hinteren Beinpaaren dieser Tiere. Wären diese Haare wirklich Tasthaare, wie Hansen sie nennt, so wäre doch äußerst sonderbar, daß sie gerade an den Tastbeinen der Tarantuliden fehlen. – Wer bei einem einheimischen Tiere die kolbigen Hörhaare kennen lernen will, den verweise ich auf die Oribatiden[1]. Es können in dieser Gruppe z. T. die Arten nach der Form des Kölbchens unterschieden werden. – Wagner schließt aus dem verschiedenen Bau der beweglich eingelenkten Sinneshaare, daß ihre Funktion eine verschiedene sein müsse. Er hätte sich leicht an den Saiten einer Geige überzeugen können, daß auch verschieden gebaute Organe demselben Zweck dienen können. Nur die bewegliche Einlenkung ist für die Funktion als Gehörorgan unbedingt erforderlich. Im übrigen können wir für verschiedene Töne gewisse Unterschiede erwarten. Bei manchen Spinnen, z. B. bei der Winkelspinne (Tegenaria), zeigt sich in der Tat eine äußerst regelmäßige Abstufung in der Länge[2]. Manche Autoren haben nach ihren Beobachtungen an Spinnen bezweifelt, ob diese Tiere überhaupt hören können. Geeignete Versuche aber haben dies sichergestellt. So teilt Henking


  1. Man vgl. die Tafeln in: A. D. Michael, British Oribatidae. London, 1884 bis 1888. – Michael und Sig Thor [Ann. Sc. nat. Zool. (8) T. 19 1904 p. 134] halten die Haare bei den Milben, wie ich, für Hörhaare. Schon die Stellung spricht hier gegen die Tastfunktion. Am meisten Tastreizen ausgesetzt sind sie bei den Pseudoskorpionen, zumal, da die Scheren, auf denen sie stehen, zum Tasten dienen. Doch unterscheidet man außer ihnen, namentlich an den Füßen, Haare, die alle Autoren für Tasthaare halten. Bei den Skorpionen stehen die Hörhaare zwischen den längeren Tasthaaren.
  2. Vgl. Zool. Anz. Bd. 6. 1883. S. 269.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Dahl: Die Hörhaare (Trichobothrien) und das System der Spinnentiere. Wilhelm Engelmann, Leipzig 1911, Seite 525. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dahl_Trichobothrien_und_Systematik.djvu/4&oldid=- (Version vom 31.7.2018)